Tourismus und Klimaschutz: Herausforderungen und Handlungsbedarf
Der globale Tourismus boomt – mit weitreichenden Folgen für das Klima. Aktuelle Studien zeigen, dass der Tourismus bereits 8,8 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verursacht. Vor allem die Luftfahrt spielt eine entscheidende Rolle, gefolgt von Autofahrten. Länder wie Deutschland tragen hierbei überdurchschnittlich zum globalen CO₂-Fußabdruck bei: Jede vierte Tonne CO₂, die Deutsche ausstoßen, ist auf touristische Aktivitäten zurückzuführen.
Laut Forschern wächst der CO₂-Ausstoß des Tourismus doppelt so schnell wie die globalen Emissionen insgesamt. Besonders der Ausbau der Mittelschichten in Ländern wie China, Indien und Brasilien treibt das Wachstum voran. Eine Studie der University of Queensland warnt: Wenn der Trend anhält, könnten sich die touristischen Emissionen alle 20 Jahre verdoppeln.
„So, wie wir heute reisen, gefährden wir nicht nur die Umwelt, sondern auch die langfristige Zukunft des Tourismus selbst“, warnt Prof. Dr. Harald Zeiss, Direktor des Instituts für nachhaltigen Tourismus. „Wir brauchen eine radikale Veränderung unserer Reisegewohnheiten, um die Klimakrise abzumildern. Dazu gehört auch, den Fokus auf regionale und nachhaltige Reiseformen zu legen.“
Trotz ambitionierter Klimaziele wie der Klimaneutralität bis 2050 setzt die Branche vor allem auf technische Innovationen, etwa nachhaltige Kraftstoffe. Doch Fortschritte in Effizienz werden durch das Wachstum des Sektors häufig wieder aufgehoben, laut einem Artikel des Spiegels. Stefan Gössling, Tourismusforscher aus Schweden, fordert ebenfalls tiefgreifende Veränderungen: Subventionen für die Luftfahrt sollten abgebaut und Alternativen wie der Bahnverkehr gestärkt werden. Auch der Verzicht auf den Ausbau von Flughäfen könnte helfen, Emissionen einzudämmen.
„Kleine Schritte reichen nicht aus, um die Emissionen zu senken. Wir müssen die Grundlagen des Reisens überdenken und stärker auf sozial und ökologisch verträgliche Konzepte setzen“, betont Prof. Zeiss. „Tourismus sollte nicht mehr allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, sondern auch danach, wie er den Planeten und die Gesellschaft beeinflusst.“
Ein Lichtblick ist der Bereich Beherbergung und Verpflegung, der leichter zu dekarbonisieren ist – etwa durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Doch langfristig ist ein Paradigmenwechsel erforderlich: Neben technischen Innovationen braucht es politische Maßnahmen und ein Umdenken in der Reisebranche, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten.
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