Die Urlaubszeit steht vor der Tür und viele Menschen planen bereits ihre Sommerreisen. Doch während die Vorfreude auf Sonne und Strand steigt, gerät der Klimawandel immer mehr in den Fokus. Besonders Flugreisen tragen erheblich zum persönlichen CO2-Fußabdruck bei und stellen eine Herausforderung für nachhaltiges Reisen dar. Laut einer Analyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) im März 2024 sind Flugreisen nach wie vor sehr beliebt, obwohl sie besonders klimaschädlich sind. Fast die Hälfte der Befragten entscheidet sich für dieses Verkehrsmittel, oft trotz des Bewusstseins um die negativen Umweltauswirkungen.
Tourismusforscher Prof. Harald Zeiss, Direktor des Instituts für Tourismusforschung an der Hochschule Harz, spricht in einer Diskussion auf NDR Info von einer „attitude-behaviour-gap“ – der Diskrepanz zwischen dem, was Reisende sich wünschen und dem, wie sie tatsächlich handeln. Viele Menschen möchten umweltfreundlich reisen, aber Faktoren wie Preis und Bequemlichkeit führen oft dazu, dass klimaschädliche Reiseformen wie das Fliegen bevorzugt werden. Dennoch zeigt sich in den letzten Jahren ein langsames Umdenken, gerade bei jenen, die Urlaub in Deutschland oder den Anrainerstaaten verbringen.
Ein Flug auf die Kanaren und zurück verursacht rund 1.800 Kilogramm CO2 pro Person. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher, nahegelegene Urlaubsziele zu bevorzugen. Ein wachsender Trend in Richtung Urlaub im eigenen Land bestätigt diese Empfehlung. Laut Statistischem Bundesamt gab es im ersten Quartal 2024 in Deutschland so viele Übernachtungen wie noch nie. Die Corona-Pandemie hat viele Deutsche dazu gebracht, die Schönheit von Urlaubszielen im eigenen Land zu entdecken.
Doch auch abseits der Wahl des Reiseziels gibt es Möglichkeiten, um Reisen nachhaltiger zu gestalten. Prof. Zeiss empfiehlt, sich bei der Planung bewusst mit der Frage auseinanderzusetzen, wie weit man wirklich reisen muss, um einen erholsamen Urlaub zu genießen. Zudem sollte man darauf achten, in nachhaltigen Hotels zu übernachten, die faire Löhne zahlen und schonend mit Ressourcen umgehen. Auch das eigene Verhalten vor Ort spielt eine Rolle: Weniger Luxuskonsum, bewusstes Nutzen von Ressourcen wie Wasser und Strom – all das trägt zu einem nachhaltigeren Urlaubserlebnis bei.
Der Klimawandel stellt uns vor die Herausforderung, unser Reiseverhalten zu überdenken. „Die Verantwortung sollte keinen Urlaub machen“, betont Prof. Zeiss. Die Zukunft des Reisens könnte darin liegen, seltener, aber bewusster zu reisen, und dabei die Umwelt und das Klima in den Mittelpunkt unserer Entscheidungen zu stellen.
Quellenhinweis: Dieser Blogbeitrag basiert auf dem Beitrag „Klimawandel und Reisen: Die Verantwortung sollte keinen Urlaub machen“, erschienen bei NDR Info am 15. Mai 2024.