Wenn einer eine Reise tut… dann nutzt er oder sie immer häufiger ein Flugzeug. Die Entwicklungen der verkauften Flugplätze zeigen – trotz einiger spektakulärer Airline-Pleiten – weiterhin nach oben. Airlines können auf 3-5 % Wachstumsraten zurück blicken und genau diese werden auch für die nächsten Jahre prognostiziert. Von einem Einbruch der geflogenen Kilometer durch die Flugscham der FFF-Bewegung kann wirklich keine Rede sein.
Vermeiden, reduzieren und kompensieren. Das wäre aus klimapolitischer Sicht die Überlegung, die jeder Fluggast vor der Buchung anstellen müsste. Sicherlich steigt die Zahl der Reisenden, die auf einen Flug komplett verzichten, weil es einfach nicht klimafreundlich ist. Aber die Zahl der Passagiere, die zum ersten Mal fliegt oder sich mehr Flugreisen durch gesteigertes Einkommen oder günstigere Preise leisten kann, ist viel größer. Damit wächst auch der Flugverkehr kontinuierlich.
Wenn Vermeiden und Reduzieren jedoch nicht die gewünschten Auswirkungen haben, stellt sich die Frage nach der drittbesten Lösung: der Kompensation. Ein interessanter Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu diesem Thema ist hier zu finden. Die Autorin hat sich die Mühe gemacht, dem Kompensationsgeld aus Deutschland einmal hinterher zu reisen, bis nach Afrika. Um es kurz zu machen: von einem Ablasshandel kann wirklich nicht die Rede sein. Das Geld aus der Kompensation kommt bei den Ärmsten der Armen in den Entwicklungsländern an und sorgt dort für geringere CO2-Emissionen, weniger Schadstoffe und gesteigerte Haushaltseinkommen. Organisationen wie atmosfair garantieren, dass dies auch dauerhaft der Fall ist, und kein Greenwashing.
Die Diskussionen um den Ablasshandel ist eine rein psychologische. Wenn Fluggäste der Ansicht sind, dass die Kompensation sie von der Verantwortung eines klimafreundlicheren Reiseverhaltens entbindet, dann ist das eine Art „Reinwaschung“ der Klimasünde. Die Kompensation ist kein Zukunftsmodell. Aber sie ist heute noch notwendig und deutlich besser, als nur zu fliegen und nicht zu kompensieren. Das ist der entscheidende Punkt. Denn das Geld aus der Kompensation sorgt für mehr Klimagerechtigkeit.
Diese Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit entsteht aus dem Missverhältnis zwischen denjenigen, die den Klimawandel zu verantworten haben und denen, die die Konsequenzen schon heute tragen. Der Globale Norden hat seit der Industriellen Revolution das Klima sehr viel stärker belastet als die heutigen Entwicklungsländer. Letztere bekommen aber die Auswirkungen am stärksten zu spüren. Überschwemmungen, Dürren, Verlust von Biodiversität und vieles mehr, sind für Bauern in Bangladesch oder in Mozambique an der Tagesordnung. Die Menschen und die Regierungen vor Ort haben aber nicht die finanziellen Möglichkeiten, sich gegen die Auswirkungen zu wappnen. Diese Menschen zahlen die Zeche unserer wirtschaftlichen Entwicklung ohne selbst davon profitiert zu haben.
Die Klima-Kompensation kann helfen, diese Kosten etwas aufzufangen. Jeder Flugreisende sollte daher schon aus Gründen der Klimagerechtigkeit von der Kompensation Gebrauch machen. Und sich auch von den höheren Preisen abschrecken lassen! Denn das Ziel ist, weniger, oder eines Tages gar nicht mehr zu fliegen. Damit die Kompensation von Flugreisen als Option in der Zukunft nicht mehr notwendig ist.