Die Malediven stehen vor einer existenziellen Bedrohung: Der steigende Meeresspiegel könnte große Teile des Inselstaats bis zum Ende des Jahrhunderts überfluten. Um dem entgegenzuwirken, setzt die Regierung auf den Bau künstlicher Inseln – eine Maßnahme, die jedoch nicht unumstritten ist. Experten wie Prof. Dr. Harald Zeiss vom Institut für nachhaltigen Tourismus warnen vor den langfristigen Folgen für Umwelt und Tourismus.
Steigende Meeresspiegel bedrohen die Malediven
Die rund 1.200 Inseln der Malediven liegen durchschnittlich nur ein bis anderthalb Meter über dem Meeresspiegel. Prognosen zufolge könnte dieser bis 2100 um bis zu einen Meter steigen. Schon heute sind 80 Prozent der Inseln akut gefährdet, da Überschwemmungen die Infrastruktur zerstören und das Süßwasser versalzen. Die natürlichen Schutzmechanismen der Malediven, wie Korallenriffe und Mangroven, sterben durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe zunehmend ab.
Künstliche Inseln als umstrittene Lösung
Die maledivische Regierung reagiert mit massiven Landgewinnungsprojekten: Baggerschiffe saugen Sand vom Meeresboden, um neue Inseln aufzuschütten. Ein Beispiel ist Hulhumalé, das als Hochwasser-resistente Stadt angelegt wurde. Doch diese Maßnahmen bringen erhebliche ökologische Schäden mit sich, da Korallenriffe und marine Lebensräume zerstört werden. Dies gefährdet nicht nur das Ökosystem, sondern auch die wirtschaftliche Grundlage des Landes – den Tourismus.
Tourismus unter Druck
Prof. Dr. Harald Zeiss betont, dass der Tourismus, der etwa 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Malediven ausmacht, massiv leiden könnte. „Die steigenden Temperaturen und der Verlust der Riffe machen die Malediven für Reisende weniger attraktiv. Gleichzeitig untergraben extreme Wetterereignisse wie Stürme und Überschwemmungen die Planungssicherheit für Tourismusunternehmen“, so Zeiss. Er warnt zudem vor sozialen Spannungen: Ohne funktionierende Fischerei und eine intakte Umwelt könnten Hungersnöte und Migration zunehmen.
Nachhaltiger Tourismus als Schlüssel zur Zukunft
Während die Regierung weiterhin auf künstliche Inseln setzt, fordern Umweltschützer einen nachhaltigeren Ansatz. Eine dezentrale Besiedlung, der Schutz bestehender Inseln und eine nachhaltige Tourismusstrategie könnten langfristig die Zukunft der Malediven sichern. Gesunde Riffsysteme könnten den Inseln helfen, mit dem steigenden Meeresspiegel mitzuwachsen. Doch hierfür wäre ein Umdenken auf politischer und wirtschaftlicher Ebene erforderlich.
Fazit
Die nächsten 10 bis 15 Jahre werden entscheidend für das Überleben der Malediven sein. Ohne eine radikale Senkung des globalen CO₂-Ausstoßes droht dem Inselstaat eine düstere Zukunft. Prof. Dr. Harald Zeiss sieht die Verantwortung nicht nur bei den Malediven selbst, sondern auch bei den großen Industrienationen. „Wir müssen die Klimakrise als eine gemeinsame Herausforderung verstehen – sonst könnten die Malediven die ersten von vielen verloren gegangenen Paradiesen sein.“
Quelle: t-online, 03.03.2025. Mehr Informationen hier.